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Boaz

Boaz Rein-Buskila

Er ist nicht gerade der typische Buchhalter, und doch ist seine Arbeit seine ganze Welt. Daher war es klar, dass der Traum von den Hunden, die kommen, um ihn zu töten, draußen vor der Firma spielen musste, in der er ein Juniorpartner ist. Boaz' Forderung, Ari müsse ihm helfen, eine Lösung für seine Alpträume zu finden, ist ein Standardmuster im Rahmen ihrer Beziehung, ein Muster, das seit 30 Jahren immer wieder auftaucht. Als ob – so jedenfalls ist es Boaz' unerschütterliche Vorstellung – Individuen, deren Geschäft die Fantasie ist, sich näher an der wirklichen Welt befinden als jene, deren Geschäft Mathematik ist.

Boaz' Besessenheit in Bezug auf seine Träume gleicht sehr seiner Besessenheit in Bezug auf Mathematik, Statistiken, Zahlen aller Art sowie allen Dingen, denen eine absolute Wahrheit innewohnt und über die es keine Diskussionen gibt. Er weigerte er sich, im Film aufzutreten, und seine Geschichte wird von einem professionellen Schauspieler gesprochen. Sein Gesicht ist reine Fiktion. Doch Boaz' Äußerungen waren einer der Gründe dafür, dass Ari die einmalige Form für WALTZ WITH BASHIR entwickelte.

Ori

Ori Sivan

Er ist zweifellos Aris bester Freund und die Person, die ihm nach seiner eigenen Familie am nächsten steht. Seit sie gemeinsam in Haifa aufgewachsen sind, ist Ori Aris persönlicher Seelenklempner, ein Stehgreif-Therapeut, der immer zur Verfügung steht, wenn es um Probleme geht, die mit Liebe, Freundschaft, Traumata oder Verdrängtem aller Art zu tun haben. Und das alles ungeachtet der Tatsache, dass Ori tagsüber ein in Israel hoch angesehener Regisseur von Fernsehfilmen und -serien ist.

Ihre Freundschaft, die im Alter von 13 Jahren begann, nahm eine interessante Wendung, als sie zusammen die Filmschule an der Universität von Tel Aviv besuchten und ihre ersten beiden Filme "Comfortably Numb" und "Saint Clara" gemeinsam inszenierten. Bis heute arbeiten sie bei Fernsehserien zusammen, und eine davon diente HBO als Vorlage für ein US-Remake. Ori ist ein Familienmensch. Er zieht fünf Kinder in einer abgelegenen Siedlung in der Negev-Wüste im Westen Israels groß.

Ronny

Ronny Dayag

Vor etwa vierzig Jahren, machten sich acht Segler in kleinen Booten daran, in einem gnadenlosen Rennen die Welt zu umrunden. Vor und nach dem Rennen wurden sie von einem renommierten Psychiater untersucht. Dieser benutzte den widersprüchlichen Begriff "beunruhigend normal", um seine Diagnose des Gewinners in Worte zu fassen. Der Mann hatte ein Jahr lang in einer acht Meter langen Nussschale die schreckliche Stürme, Todesangst und Schwärme hungriger Haie ertragen. Nichtsdestotrotz fand man ihn so normal, dass der Psychiater, der die Diagnose gestellt hatte, jeglichen Glauben an seinen Beruf verlor.

Ronnys erste Reaktion auf die Interviewanfrage war: "Zweiundzwanzig Jahre habe ich auf einen Anruf gewartet – darauf, dass jemand kommt und meine Geschichte aufschreibt." In jedem Krieg gibt es die unterschiedlichsten Anti-Helden, aber unser Ronny ist der Anti-Held par excellence. Der Mann, der das Schlachtfeld verließ und nach Hause schwamm, ist heute ein anerkannter Ernährungswissenschaftler und Manager eines riesigen Labors. Als die Rechercheurin ihn verlies, völlig schockiert von seiner Kriegs-Geschichte, hatte sie nur eines über ihn zu sagen: "Er ist so normal, dass ich total beunruhigt bin." Die unglaubliche Geschichte, die im Film verknappt wiedergegeben wird, lässt einen tief in Gedanken versinken: Wie kann es sein, dass dieser Mann, der der Hölle um Haaresbreite entkommen ist, aus der ganzen Sache so beunruhigend normal hervorgegangen ist? Und wenn er tatsächlich heil und gelassen aus der Sache herausgekommen ist, was sagt das aus über uns und unsere kleinen Traumata, die wir durchleben, und über die wir uns ständig beschweren?

Carmi

Carmi Cna'an

Waren Ari und Carmi wirklich enger befreundet, als sie noch Teenager waren, im Gegensatz zu ihrer jetzigen Beziehung als Mittvierziger? Haben Sie sich so kühl und distanziert behandelt wie es im Film den Anschein hat? Gute Frage. Es darf bezweifelt werden, ob die zweifache Begegnung im Film darauf eine Antwort geben kann. Manchmal trübt eine lange Trennung eine Freundschaft.

Carmi hat es weit gebracht. Am Gymnasium war er ein genialer Schüler, der in allem Erfolg hatte. Er entschied sich für den New-Age-Weg, lange bevor irgendjemand wusste, was New Age bedeutet. Wenn man heute darüber nachdenkt, kann man deutlich erkennen, dass Carmi Mitte der achtziger Jahre ein Pionier war. Er ließ alles hinter sich und lebte lange Jahre in einem Ashram in Indien. Er verinnerlichte und perfektionierte den so genannten "Buddhismus light", und nahm die frohe Botschaft aus Indien mit nach Zentral-Europa. Carmi bezahlte den Preis dafür mit langjähriger Trennung von seiner Familie in Israel. Doch in den letzten Jahren hat er ein neues Interesse an allem entwickelt, was er vor zwanzig Jahren verlassen hat. Eine holländische Frau und drei Kinder haben ihn von dem Land ferngehalten, in dem er geboren wurde, und vielleicht haben ihm die Begegnungen mit Ari Unbehagen und Kummer bereitet. Im letzten Moment, zwei Tage vor Beginn der Dreharbeiten, weigerte Carmi sich, sein Gesicht im Film zu zeigen, und seine Geschichte wird von einem professionellen Schauspieler erzählt.

Frenkel

Shmuel Frenkel

Kurz vor der Welturaufführung von WALTZ WITH BASHIR nimmt Shmuel Frenkel zum ersten Mal am "Iron Man" in Frankfurt, Deutschland, teil. Er schwimmt vier Kilometer, fährt achtzig Kilometer Fahrrad und läuft dann noch über die volle Marathon-Distanz. Ein simpler Triathlon oder ein Marathon-Lauf im heißen Juli sind nicht mehr genug. Physische Herausforderungen verflüchtigen sich vor seinen Augen. Er betrachtet Aktivitäten, die körperliche Anstrengungen und geistige Ausdauer erfordern, als nicht weiter der Rede wert.

Frenkel blieb noch lange Jahre in der Armee, nachdem er an jener verfluchten Kreuzung in West-Beirut Walzer getanzt hatte. Er spezialisierte sich auf verschiedene Martial Arts, und acht Jahre hintereinander war er israelischer Champion in einer exzentrischen Variante, die als "Dennis' Survival" bekannt ist und bei der es im wesentlichen darum geht, sich gegenseitig so lange die Schädel einzuschlagen, bis einer sich ergibt. Frenkel ist der älteste Mitstreiter, der je diesen Wettbewerb gewonnen hat.

Wer auch immer mit Frenkel in der Armee gedient hat, kennt auch seine Frau Miri sehr gut, die ihn ungeachtet der strengen Militärbestimmungen während seiner gesamten Dienstzeit begleitet hat. Irgendwie fand sie immer eine Möglichkeit, am Ende des Tages in seinem Zelt auf ihn zu warten oder sich heimlich mitten in der Nacht an den abgelegensten Orten dieses Planeten zu ihm zu schleichen. Miri, die er Yoko nennt, war immer da. Niemand hat je herausbekommen, wie sie das geschafft hat. Ach ja, die beiden sind glücklich verheiratet und haben fünf Kinder.

Ron

Ron Ben-Yishai

Zweifellos der größte und wichtigste israelische Kriegsberichterstatter aller Zeiten. Ron Ben-Yishai wurde dreimal verwundet, während er über blutige Schlachten berichtete Ihm wurde die Ehrenmedaille des Generalstabschefs verliehen, die höchste Auszeichnung für Tapferkeit, die ein israelischer Soldat erhalten kann, weil er in ein heftiges ägyptisches Bombardement geriet, während er beim Yom-Kippur-Krieg für das Fernsehen berichtete und dabei eigenhändig viele verwundete Soldaten rettete. Kein Zweifel, dieser Mann ist eine Legende!

Er hat sich dem kollektiven israelischen Gedächtnis eingeprägt durch vierzig Jahre Berichterstattung, vom Sechs-Tage-Krieg und von allen anderen israelischen Kriegen bis heute, und durch seine Berichte aus Bagdad, während im Hintergrund des Bildes Dinge passierten, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Daher ist es nur natürlich, dass Ari sich gut an ihn in West-Beirut erinnert – wie er angstfrei und aufrecht durch den Kugelhagel marschiert, die Hölle mit offenen Augen betrachtend, ganz gelassen. Höchstwahrscheinlich haben viele ehemalige israelische Soldaten aus zu vielen Kriegen das gleiche Bild dieses Mannes vor Augen. Ron Ben-Yishai hat einen hohen Preis bezahlt für das nächtliche Telefongespräch, in dem er Verteidigungsminister Arik Sharon von dem Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila berichtete. Sharon, der es vorzog, in dieser Nacht nichts zu unternehmen, um das Massaker zu stoppen, hat das nie vergessen, und zwanzig Jahre lang sorgte er dafür, dass Ron Ben-Yishai bei der Israeli National Broadcasting Corporation nicht in eine verantwortungsvolle Position befördert wurde.

Harazi

Dror Harazi

Dror Harazis größter Traum seines Lebens war, Armeegeneral zu werden wie sein Vater. Viele Familienmitglieder waren Militärs. Doch irgendwie wollte es das Schicksal anders, und Harazi fand sich an jenem grausamen Nachmittag vor den Toren des Flüchtlingslagers Shatila wieder. Er war an der Front mit der Panzer-Schwadron, die er kommandierte. Und obwohl er alles tat, um auf die Situation aufmerksam zu machen, wurde er schließlich zum ultimativen Opfer des Systems.

Der kleine Mann, der Torwächter, der Mann, der letztlich immer den Preis für Verbrechen bezahlt, an denen größere – weit größere – Männer die Schuld tragen. Harazi wurde vorzeitig aus der Armee entlassen, unehrenhaft, praktisch ohne Erklärungen. Es war bequem, ihm die Schuld zu geben, einem stillen und passiven Mann, der diese Schmach jetzt sein ganzes Leben lang mit sich herumtragen muss. Das lässt einen nicht mehr los. Wenn man nur auf ihn gehört hätte, hätten hunderte oder tausende von Leben gerettet werden können. Harazi betrachtet seine Mitwirkung in WALTZ WITH BASHIR als eine Notwendigkeit, als einen Aufschrei, als einen weiteren Versuch, seine Geschichte zu erzählen, obwohl er ganz genau weiß, dass jetzt nichts mehr die Geschichte ändern kann.